Nach einigen zaghaften Hoffnungen im Jahr 2004 scheint 2005 nun wieder als echtes Krisenjahr durchzugehen: In den USA gaben die CD-Verkäufe um ca. 10% nach, für 2006 wird mit weiterem Rückgang gerechnet.

Auch in Deutschland scheint die Lage nicht rosig zu sein; konkrete Zahlen sind noch nicht verfügbar, aber ein Sprecher der deutschen Phonoverbände spricht von "leichten Umsatzeinbußen".

Yahoo News
Netzwelt

Das in P2P-Kreisen vielgehasste Content-Spam-Projekt Overpeer ist nach Angaben der Betreiberfirma Loudeye eingestellt worden.
Overpeer sorgte für Schlagzeilen, da sie - vermutlich - im Auftrag der Majors verschiedene P2P-Tauschbörsen mit Fake-Files überschwemmten, also Dateien, die anstelle von Musik oder Filmen nur Krach oder kurze Loops enthalten.
Es darf gemutmaßt werden, was der Grund für das Ableben ist: Wachsende Imageprobleme? Zu wenig Umsätze? Oder hat die Musikindustrie bessere Wege gefunden, um Fakes unter die Leute zu bringen?
Wie auch immer, das Ende von Overpeer wird mit Sicherheit nicht das Ende von Fake Files bedeuten.

(via Ars Technica)

Die Original-Headline aus Netzwelt versehe ich mal mit einem Fragezeichen, denn in Wirklichkeit ist die vermeintliche Sensationsmeldung wohl nur ein Sturm im Wasserglas.

Einige Politiker im französischen Parlaments-Unterhaus nutzten eine schwach besuchte Versammlung (nur 10% der Abgeordneten waren anwesend), um einen Zusatz zu einem Gesetzesentwurf durchzubringen, der neben Verschärfungen des Kopierschutzes eben auch eine Ausweitung der legalen P2P-Nutzung mit sich bringen würde.

Nach Expertenmeinung hat der Entwurf aber keine Chance, auch im Oberhaus durchzukommen, da bis dahin die Mehrheit der Parlamentarier aus dem Urlaub zurück sein wird und bereits jetzt die Lobby-Maschinerie auf Hochtouren läuft.

(Netzwelt-Artikel und etwas genauere Infos bei Yahoo News)

Der P2P-Infodienst Slyck meint, die Gewinner und Verlierer des Filesharing-Jahres 2005 ausgemacht zu haben: hier.

Hier ein recht interessanter Slate-Artikel über das Thema Pricing bei digitalen Musikdiensten: Tiered Pricing, das 99-Cent-Diktat usw.

Falls es noch jemanden gibt, der das noch nicht gelesen hat, hier ein Link zur Einigung von Sony BMG in der Klage zum umstrittenen Kopierschutz.
Nicht zu vergessen ist, dass eine ganze Reihe von Klagen noch immer läuft.

Auch die gute alte NY Times hat nun herausbekommen, dass Internet und File Sharing nicht immer böse sind und vor allem Indies davon profitieren können.
Zum Thema Long Tail gibt es ein paar neue Zahlen:
On the Rhapsody subscription music service, for example, the 100 most popular artists account for only about 24 percent of the music that consumers chose to play from its catalog last month, said Tim Quirk, Rhapsody's executive editor. In the brick-and-mortar world, he estimates, the 100 most popular acts might account for more than 48 percent of a mass retailer's sales.

The Register gibt einen recht interessanten, gewohnt sarkastischen Überblick über den aktuellen Stand im Online-Music Biz.

An der Columbia Law School ist ein interessantes Projekt online gegangen: Im "Music Plagiarism Project" werden alte und neue Streitfälle um Musik-Plagiate gesammelt, d.h. Fälle, in denen Künstler beschuldigt werden, von anderen Musikern geklaut zu haben.

Neben Gerichtsunterlagen gibt es auch (gestreamte) Soundbeispiele. Witzig und unterhaltsam.

Nachdem es neuerdings Viren gibt, die heimlich Filme auf den Rechner laden, könnte dies eine neue Verteidigungsstrategie für Opfer von RIAA- oder MPAA-Klagen sein: "Keine Ahnung, wie diese Files auf meinen Rechner gekommen sind, das muss ein Virus gewesen sein.".

Links:
Digital Music News
Channel Register
New York Times

So, nach der langen Pause versuchen wir mal wieder, etwas regelmäßiger zu posten.

Und welche schöne Stories haben wir verpasst... das grandiose Finale von Sony BMGs Rootkit-Fiasko (eine köstliche, leider wenig beachtete Meldung war, dass die Kopierschutz-Software selbst "geklauten" Code enthält), viele Jahresrückblicke und -voraussichten.

Aber wir sind wieder da und versuchen, auf den rasenden Zug aufzuspringen.